Die Silbermann - Orgel zu Crostau, 
eine Perle der Orgelbaukunst.


Kirchenmusik - Veranstaltungskalender 2003

Orgel - Manual:
Disposition der Orgel
Gottfried Silbermann
Geschichte der Crostauer Orgel
Veränderungen und Reparaturen
Orgelüberholung 1980-1982
Der Orgelprospekt
Schlußsatz
Orgelmusik auf COMPACT-DISC
Bilder im JPG Format:
Kirche zu Crostau
Gesamtansicht der Orgel
Detail der Orgel
Der Orgelprospekt
Kontakte:
Kontaktadressen - Mail
Orgel-Links

Disposition der Orgel

Im Jahre 1732 stellte der Orgelbauer Gottfried Silbermann (1683-1753) aus Freiberg (Sachsen) in der evangelischen Kirche zu Crostau ein zweimanualiges Werk der Orgelbaukunst auf:
 
 
 
Hauptwerk (C, D - d''')

Principal 8' 
Octava 4' 
Quinta 3' 
Octava 2' 
Mixtur 4fach 
Quintadina 8' 
Rohr Flöte 8' 
Spitz Flöte 4' 
Cornet 3fach

Hinterwerk (C, D - d''')

Gedacktes 8' 
Rohrflöte 4' 
Nasat 3' 
Octava 2' 
Tertia aus 2' 
Quinta 1 1/2' 
Sifflet 1' 
Cymbeln 2fach

Pedalwerk (C, D - c'

Sub Baß 16' 
Octaven Baß 8' 
Posaunen Baß 16' 
 
 
 

 

Tremulant
Manualschiebekoppel
Pedalkoppel (starr, ursprünglich nicht abstellbar)
Calcantenglöcklein
2 Spanbälge
 

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Gottfried Silbermann

Gottfried Silbermann war bereits zu Lebzeiten als der überragende Meister, zumindest im sächsischen Raum, von Musikern und Kollegen seiner Zunft anerkannt. Wie bei Johann Sebastian Bach auf kompositorischem Gebiet, so fand das Schaffen Silbermanns Anerkennung am sächsischen Hof: Im Jahr 1723 wurde ihm das Prädikat Königlich Sächsischer Land- und Hoforgelbauer verliehen, mit dem einige Privilegien verbunden waren. In Straßburg bei seinem fünf Jahre älteren Bruder Andreas unter dem Einfluß des elsässisch-französischen Orgelbaues ausgebildet, begründete er in Sachsen einen über den französischen Einfluß hinausgehenden, ganz eingeprägten Orgelbaustil, der bald schulebildend und bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts in der sächsischen Orgellandschaft richtungsweisend war. Auch heute noch sehen sich die sächsischen Orgelbauwerkstätten Gottfried Silbermann verpflichtet und in seiner Tradi- tion stehend.
 

Die Crostauer Orgel von 1732 ist in der Mitte der Schaffenszeit Silbermanns entstanden - etwa 20 Jahre nach seinem Meisterwerk, der 44stimmigen Orgel im Dom zu Freiberg (1711-1714) und 20 Jahre vor seinem letzten, mit 47 Registern größten Orgelwerk für die Katholische Hofkirche Dresden (1749-1755) - und nimmt unter den ca. 30 noch erhaltenen Instrumenten einen würdigen Platz ein. In der folgenden, nunmehr über 260 Jahre langen Geschichte war die Existenz der Orgel mehrmals bedroht. Aber im entscheidenden Moment waren dann doch verantwortungsvolle Orgelbauer am Werk und retteten das Instrument vor entstellenden Umbauten und Veränderungen.
 

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Geschichte der Crostauer Orgel

Über die Entstehungsgeschichte der Crostauer Orgel ist nicht allzuviel bekannt; ein Orgelbau- kontrakt ist noch nicht wieder aufgefunden worden. Werner Müller ("Gottfried Silbermann - Persönlichkeit und Werk" DVfM Leipzig 1982) vermutet, daß das Crostauer Werk anstelle eines nicht verwirklichten Orgelprojekts für die Kirche zu Stolpen gebaut worden ist.
 

Die Crostauer Chronik ("Topographie von Krostau, zusammengetragen von Karl Gottlieb Wendler, Schullehrer daselbst. 1796", im Pfarramt Crostau) berichtet über den damaligen Collator des Schlosses zu Crostau:
 

"... Herr Christian Heinrich, des heilg. Röm. Reiches Graf von Watzdorf, Sr. Königl. Majest. in Pohlen und Churfürstl. Durchl. Zu Sachßen wohlbestallter Kammerherr; Hof- und Justitienrath; Domprobst des Stifts St. Petri zu Budißin; auch Domherr der beyden freien Stifter, Meißen und Naumburg ... lies ao: 1732 in der hiesigen Kirche auf seine eigene Kosten ein schönes neues Orgelwerk von den berühmten Orgelbauer Silbermann, aus Freiberg, erbauen, welches ohne die Kost 1700 Rthler. Gekostet hat."
 

Die Crostauer Chronik bemerkt allerdings zu diesem ungewöhnlich hohen Preis: "Wieviel solches gekostet, ist ein Gerücht, doch aber sehr glaublich; denn jetzo würde sie gewiß weit höher kommen."
 

Silbermann stellte die Orgel in der ehemaligen Crostauer Kirche auf, deren älteste Bausubstanz bis in die Reformationszeit zurück reichte. Dieses bereits lange Zeit baufällige Kirchengebäude wurde aber 1868 abgebrochen und im folgenden Jahr 1869 durch einen Kirchenneubau ersetzt. Es waren gewiß glückliche Umstände, daß die Silbermann-Orgel den Kirchenbau überstand: 1868 wurde die Orgel abgebaut und zwei Jahre lang auf dem Malzboden der sich in den Wirtschafts- gebäuden des Schlosses Crostau befindlichen Brauerei gelagert. Ein im Gespräch stehender Orgel- neubau für die neue Kirche kam indes aus finanziellen Gründen nicht zustande, und so stellte der sächsische Orgelbauer Carl Eduard Schubert (1830-1900) im Mai 1870 die Orgel in der neuen Kirche wieder auf. Schubert hatte bereits in den Jahren 1860/61 eine stilvolle Orgelrestaurierung in Crostau ausgeführt. Auszüge aus zwei Kostenanschlägen und aus Briefen Schuberts geben nicht nur Auskunft über den vorgefundenen Zustand der Orgel, sondern auch über seinen Idealismus im Beruf als Orgelbauer und seinen Respekt vor dem Silbermannschen Werk.
 

"Sollte ich die Ehre haben, Ihre Orgel reparieren zu dürfen, verspreche ich alles zu thun, was dieselbe in das ursprüngliche Verhältnis wieder zu bringen kann, in welcher sie unser unsterblich großer Meister verließ, dann... werden Sie erst einsehen, was Silbermann war..."
 

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Veränderungen und Reparaturen

Heute, nach über 260 Jahren, zeugt die Crostauer Orgel immer noch uneingeschränkt von der Meisterschaft ihres Erbauers. Daran können auch glimpflich verlaufene Eingriffe nichts ändern:
 

1. Anstelle des originalen Registers Quinta 1 1/2 ' steht seit 1982 rekunstruiertes Pfeifenwerk (Im Jahr 1912 mußte dieses Register zeitweise einer Dulzflöte 8' weichen, einem Moderegister damaliger Zeit, das inzwischen wieder aus der Orgel entfernt worden ist).
 

2. Um mit dem Instrumtarium unserer Zeit mit der Orgel musizieren zu können, wurde im Jahr 1933 die Tontraktur in der Weise umgehängt, daß Normalstimmung (a'=440 Hz bei 15 °C) erreicht wurde. Dieser Eingriff wäre verhältnismäßig einfach rückgängig zu machen; gegenwärtig zwingt jedoch nichts dazu. Alle Kompositionen klingen jetzt zwar in "richtiger" Tonhöhe, gegenüber der von Gottfried Silbermann meist praktizierten Chorstimmung (a'=etwa 466 Hz - um einen Halbton höher als der heute übliche Kammerton) jedoch um einen Halbton tiefer transponiert.
 

3. Wie bei fast allen Orgeln Silbermanns, so ist auch im Crostauer Werk die ursprüngliche Temperierung nicht mehr vorhanden. Seit der letzten Orgelrestaurierung im Jahr 1982 hat die Orgel eine leicht ungleichmäßige Temperierung (s. U.).
 

4. 1978 beschloß der Crostauer Kirchenvorstand im Blick auf das damals bevorstehende Jubiläum - 250 Jahre Silbermannorgel zu Crostau - das bisher nur stilwidrig behandelte Orgelgehäuse im Sinne des 18. Jahrhunderts ausstaffieren (bemalen und vergolden) zu lassen und entschied sich für die sinngemäße Übernahme der Forchheimer Orgelfassung von 1726. Das Crostauer Orgelgehäuse war, solange es in der alten Kirche stand, ungefaßt, also im natürlichen Holzton geblieben. Nach 1870 erhielt das Orgelgehäuse einen stilwidrig weißen Ölanstrich, der 1958 anläßlich einer Kirchenrenovierung erneuert worden ist.
 

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Orgelüberholung 1980-1982

1980 bis 1982 erfolgte parallel zur Ausstaffierung des Orgelgehäuses eine Orgelüberholung größeren Umfanges. Sämtliche reichlich 1100 Orgelpfeifen wurden aus dem Orgelgehäuse heraus- genommen und gewissenhaft überholt (Außenreinigung, Ausrundungen, Reperaturen an den Mündungen und im Bereich der Labien, die durch allzu häufiges, manchmal auch unsachgemäßes Stimmen erforderlich wurden. Durchsicht der mechanischen Traktur. Imprägnierung des Orgelinneren). Einer der 1933 stillgelegten Keilbälge dient nun nach einer Reperatur nur ganz geringen Umfangs in Verbindung mit einem neuen Orgelmotor (Ventus 14/120 der Fa. Laukhuff, Weickertsheim) als Magazin. Sämtliche Orgelregister wurden nach dem Einbau sehr sorgfältig nachintoniert. Die Orgel erhielt eine Temperierung nach Neidhart 1723 in einer leicht modifiziertrn Art. Deutlichere Abweichungen von der Gleichmäßigen Temperierung verbot die umgehängte Traktur. Die Intonation und Stimmung der Orgel von 1982 ist so vortrefflich gelungen, daß seit jenem Jahr keine neuerliche Stimmung der Orgel erforderlich wurde.
 

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Der Orgelprospekt

Der Orgelprospekt ähnelt in seinem architektonischen Aufbau sehr den Prospekten der anderen zweimanualigen Silbermann-Orgeln entsprechenden Typs: In den drei leicht nach vorn gewölbten großen, mit den im Ganztonablauf stehenden Pfeifen und in den beiden unteren kleinen Pfeifen- feldern in Terzenstellung stehen 44 Pfeifen von Principal 8', 10 Pfeifen aus der großen Oktave des Registers Oktava 4' und im linken Feld noch eine stumme Pfeife. Stumm sind überdies die je 13 Pfeifen der beiden oberen kleinen Felder. Beim Betrachten des Prospektes fallen drei halb- kreisförmige Bögen auf, gebildet von den Pfeifenausschnitten und fortgesetzt im Rankenwerk über den unteren kleinen Feldern. Durch diese Linien ist eine Verbindung zwischen allen klingenden Pfeifenfeldern hergestellt. Auch der Ablauf der Pfeifenaufschnitte in den kleinen klingenden Prospektfeldern unterstreicht die Harmonie in der Prospektgestaltung.
 

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Schlußsatz

Wie Architektur und Klang einer guten Orgel ineinander fließen sollen, darauf machte schon 1511 der Heidelberger Organist Arnold Schlick in seinem Werk "Spiegel der Orgelmacher und Organisten" aufmerksam:
 
 

"Wiewohl die Orgel in erster Linie für das Gehör und Gottes Lob erklingt, so ist es doch nichts weniger eine Zier der Kirche, wenn die Orgel ein rechtes Aussehen hat, und durch schickliche Figuren und Gemälde zur Andacht reizt."

(Schwarzenberg, Christoph, Begleitheft zur CD "Die Silbermann-Orgel zu Crostau / Uwe Bestert", Crostau 1992)
 

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Orgelmusik auf COMPACT - DISC

TROMPETE, CORNO DA CACCIA UND ORGEL
Ludwig Güttler, Trompete und Friedrich Kircheis, Silbermann-Orgel zu Crostau,
spielen Werke von Albinoni, Krebs, Loeilet, Alcock, Kaufmann, Telemann, Bach und Torelli.
Delta Music GmbH 1985 / Capriccio 10 015

DENKMÄLER BAROCKER ORGELBAUKUNST - Die Silbermann-Orgel zu Crostau
Uwe Bestert spielt Werke von Scheidt, Buxtehude, Böhm, Bach, Brahms und Micheelsen
ambitus Musikproduktion Hamburg 1992 / amb 97 948

VIOLINE UND ORGEL - Silbermann-Orgel zu Crostau
Werke von Händel, Buxtehude, Krebs, Pachelbell, Matheis und Bach,
mit Gregor van den Boom - Violine und Gregor Schwarz - Orgel

Angemerkt werden kann noch, daß die beiden CD's (Bestert und obige) zum Preis von je 29,70 DM zuzüglich Portogebüren über die nachfolgend aufgeführte Adresse zu beziehen sind, ebenfalls ein Heft zur Geschichte der Kirche und Orgel (Preis: 4,00 DM zuzüglich Porto).

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Kontaktadressen - Mail

Pfarramt der Kirchgemeinde Crostau
Kirschauer Str. 6

02681 Crostau - Germany

Tel.: + 49 3592 - 3 43 16

Für eine Nachricht an den Pfarrer der Gemeinde : Gerhard-Fiedlschuster@t-online.de
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Orgel-Links

Gottfried Silbermann - Orgelbaumeister der deutschen Barockzeit
* Standorte von Silbermann-Orgeln * Gottfried Silbermann auf COMPACT-DISC *
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Waldkirchener Orgelbau Jäger und Brommer
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Die Orgel
* Intonation, Forschung und Erläuterungen von Reiner Janke *

Orgelklassen Konservatorium der Stadt Wien
* Michael Gailit - Thomas Schmoegner*
* Konzerte, Seminare, Exkursionen, Studienfahrten; Studieninformationen; Orgel-Links *

Silbermannorgel zu Ponitz
* Wissenswertes über das Instrument sowie Konzertdaten *

ANTICHI ORGANI DEL CANAVESE
* Orgelvermögen von Canavese, einem Gebiet in Piemont / Norditalien *

Leipziger Bachpfeifen
* Ein Meisterwerk traditionsreicher sächsischer Confiserie *


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