Hauptwerk (C, D - d''')
Principal 8'
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Hinterwerk (C, D - d''')
Gedacktes 8'
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Pedalwerk (C, D - c')
Sub Baß 16'
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Die Crostauer Orgel von 1732 ist in der Mitte der Schaffenszeit Silbermanns
entstanden - etwa 20 Jahre nach seinem Meisterwerk, der 44stimmigen Orgel
im Dom zu Freiberg (1711-1714) und 20 Jahre vor seinem letzten, mit 47
Registern größten Orgelwerk für die Katholische Hofkirche
Dresden (1749-1755) - und nimmt unter den ca. 30 noch erhaltenen Instrumenten
einen würdigen Platz ein. In der folgenden, nunmehr über 260
Jahre langen Geschichte war die Existenz der Orgel mehrmals bedroht. Aber
im entscheidenden Moment waren dann doch verantwortungsvolle Orgelbauer
am Werk und retteten das Instrument vor entstellenden Umbauten und Veränderungen.
Die Crostauer Chronik ("Topographie von Krostau, zusammengetragen von
Karl Gottlieb Wendler, Schullehrer daselbst. 1796", im Pfarramt Crostau)
berichtet über den damaligen Collator des Schlosses zu Crostau:
"... Herr Christian Heinrich, des heilg. Röm. Reiches Graf von
Watzdorf, Sr. Königl. Majest. in Pohlen und Churfürstl. Durchl.
Zu Sachßen wohlbestallter Kammerherr; Hof- und Justitienrath; Domprobst
des Stifts St. Petri zu Budißin; auch Domherr der beyden freien Stifter,
Meißen und Naumburg ... lies ao: 1732 in der hiesigen Kirche auf
seine eigene Kosten ein schönes neues Orgelwerk von den berühmten
Orgelbauer Silbermann, aus Freiberg, erbauen, welches ohne die Kost 1700
Rthler. Gekostet hat."
Die Crostauer Chronik bemerkt allerdings zu diesem ungewöhnlich
hohen Preis: "Wieviel solches gekostet, ist ein Gerücht, doch aber
sehr glaublich; denn jetzo würde sie gewiß weit höher kommen."
Silbermann stellte die Orgel in der ehemaligen Crostauer Kirche auf,
deren älteste Bausubstanz bis in die Reformationszeit zurück
reichte. Dieses bereits lange Zeit baufällige Kirchengebäude
wurde aber 1868 abgebrochen und im folgenden Jahr 1869 durch einen Kirchenneubau
ersetzt. Es waren gewiß glückliche Umstände, daß
die Silbermann-Orgel den Kirchenbau überstand: 1868 wurde die Orgel
abgebaut und zwei Jahre lang auf dem Malzboden der sich in den Wirtschafts-
gebäuden des Schlosses Crostau befindlichen Brauerei gelagert. Ein
im Gespräch stehender Orgel- neubau für die neue Kirche kam indes
aus finanziellen Gründen nicht zustande, und so stellte der sächsische
Orgelbauer Carl Eduard Schubert (1830-1900) im Mai 1870 die Orgel in der
neuen Kirche wieder auf. Schubert hatte bereits in den Jahren 1860/61 eine
stilvolle Orgelrestaurierung in Crostau ausgeführt. Auszüge aus
zwei Kostenanschlägen und aus Briefen Schuberts geben nicht nur Auskunft
über den vorgefundenen Zustand der Orgel, sondern auch über seinen
Idealismus im Beruf als Orgelbauer und seinen Respekt vor dem Silbermannschen
Werk.
"Sollte ich die Ehre haben, Ihre Orgel reparieren zu dürfen,
verspreche ich alles zu thun, was dieselbe in das ursprüngliche Verhältnis
wieder zu bringen kann, in welcher sie unser unsterblich großer Meister
verließ, dann... werden Sie erst einsehen, was Silbermann war..."
1. Anstelle des originalen Registers Quinta 1 1/2 ' steht seit 1982
rekunstruiertes Pfeifenwerk (Im Jahr 1912 mußte dieses Register zeitweise
einer Dulzflöte 8' weichen, einem Moderegister damaliger Zeit,
das inzwischen wieder aus der Orgel entfernt worden ist).
2. Um mit dem Instrumtarium unserer Zeit mit der Orgel musizieren zu
können, wurde im Jahr 1933 die Tontraktur in der Weise umgehängt,
daß Normalstimmung (a'=440 Hz bei 15 °C) erreicht wurde. Dieser
Eingriff wäre verhältnismäßig einfach rückgängig
zu machen; gegenwärtig zwingt jedoch nichts dazu. Alle Kompositionen
klingen jetzt zwar in "richtiger" Tonhöhe, gegenüber der von
Gottfried Silbermann meist praktizierten Chorstimmung (a'=etwa 466 Hz -
um einen Halbton höher als der heute übliche Kammerton) jedoch
um einen Halbton tiefer transponiert.
3. Wie bei fast allen Orgeln Silbermanns, so ist auch im Crostauer Werk
die ursprüngliche Temperierung nicht mehr vorhanden. Seit der letzten
Orgelrestaurierung im Jahr 1982 hat die Orgel eine leicht ungleichmäßige
Temperierung (s. U.).
4. 1978 beschloß der Crostauer Kirchenvorstand im Blick auf das
damals bevorstehende Jubiläum - 250 Jahre Silbermannorgel zu Crostau
- das bisher nur stilwidrig behandelte Orgelgehäuse im Sinne des 18.
Jahrhunderts ausstaffieren (bemalen und vergolden) zu lassen und entschied
sich für die sinngemäße Übernahme der Forchheimer
Orgelfassung von 1726. Das Crostauer Orgelgehäuse war, solange es
in der alten Kirche stand, ungefaßt, also im natürlichen Holzton
geblieben. Nach 1870 erhielt das Orgelgehäuse einen stilwidrig weißen
Ölanstrich, der 1958 anläßlich einer Kirchenrenovierung
erneuert worden ist.
DENKMÄLER BAROCKER ORGELBAUKUNST - Die Silbermann-Orgel zu Crostau
Uwe Bestert spielt Werke von Scheidt, Buxtehude, Böhm, Bach, Brahms
und Micheelsen
ambitus Musikproduktion Hamburg 1992 / amb 97 948
VIOLINE UND ORGEL - Silbermann-Orgel zu Crostau
Werke von Händel, Buxtehude, Krebs, Pachelbell, Matheis und Bach,
mit Gregor van den Boom - Violine und Gregor Schwarz - Orgel
Angemerkt werden kann noch, daß die beiden CD's (Bestert und obige) zum Preis von je 29,70 DM zuzüglich Portogebüren über die nachfolgend aufgeführte Adresse zu beziehen sind, ebenfalls ein Heft zur Geschichte der Kirche und Orgel (Preis: 4,00 DM zuzüglich Porto).
Waldkirchener
Orgelbau Jäger und Brommer
* Orgelbaumeister, Waldkirch - Restaurierungen und Neubau
von Kirchenorgeln *
Die Orgel
* Intonation, Forschung und Erläuterungen von Reiner
Janke *
Orgelklassen Konservatorium
der Stadt Wien
* Michael Gailit - Thomas Schmoegner*
* Konzerte, Seminare, Exkursionen, Studienfahrten; Studieninformationen;
Orgel-Links *
Silbermannorgel
zu Ponitz
* Wissenswertes über das Instrument sowie Konzertdaten
*
ANTICHI
ORGANI DEL CANAVESE
* Orgelvermögen von Canavese, einem Gebiet in Piemont
/ Norditalien *
Leipziger Bachpfeifen
* Ein Meisterwerk traditionsreicher sächsischer
Confiserie *