Bereits 1686 besaß die alte Kirche ein einmanualiges Werk ohne Pedal. Vermutlich in der Amtszeit des Grafen Christoph Heinrich von Watzdorf (gest. 1729), Minister des Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen, ist ein Kontrakt zum Bau der Silbermannorgel geschlossen worden. Sein Sohn Christian Heinrich, „des heiig, röm. Reichs Graf von Watzdorf, Sr. Königl. Majest. in Pohlen und Churfürstl. Durchl. zu Sachßen wohlbestallter Kammerherr; Hof- und Justitienrath; Domprobst des Stifts St. Petri zu Budißin; auch Domherr der beyden freien Stifter, Meißen und Naumburg" ließ dann 1732 durch Gottfried Silbermann (1683-1753) aus Freiberg eine neue Orgel aufstellen. Sie besitzt 20 klingende Register auf zwei Manualen und im Pedal. Abweichend von seinem sonst üblichen Manualumfang von C, D bis c3 baute Silbermann die Crostauer Klaviaturen bis d3 aus. Denselben Umfang hatten nur noch die großen Instrumente in Dresden und ein Positiv in Schweikershain. Das Werk gehört zu den reichlich 20 gegenwärtig sehr gut erhaltenen Silbermannorgeln.
Silbermannorgel von 1732
Feuchtigkeit und Baufälligkeit der Kirche gingen auch an der Orgel nicht spurlos vorüber. Der sächsische Orgelbauer Carl Eduard Schubert hat in den Jahren 1860/61 mit einer großen Reparatur den weiteren Verfall der Orgel verhindert. Derselbe baute die Orgel im Sommer 1870 in die neue Kirche ein. Ob er bei dieser Gelegenheit den Zettel mit folgendem Vermerk eingelegt hat: „O, du himmlischer Silbermann / Unter Noth und Sorgen, / bei Salz und Kartoffeln / oft kein Brod, habe / ich diese Ruine wieder / zur Orgel gemacht. / Schubert, Orgelbaumeister"? Sicher ist „Ruine" ein Stück übertrieben, aber gelitten hatte die Orgel beträchtlich, wie auch andere Zeitgenossen bezeugen. Der Crostauer Orgelprospekt ist ähnlich aufgebaut wie bei anderen Silbermannorgeln mittlerer Größe. Durch die Pfeifenaufschnitte der drei größeren Felder werden halbkreisförmige Bögen gebildet, welche sich im Rankenwerk über den unteren kleinen Feldern fortsetzen. Diese Linien schaffen eine Verbindung zwischen allen klingenden Pfeifenfeldern. Die Ausstaffierung der Orgel unterblieb, da Graf von Watzdorf in Ungnade fiel, verhaftet und sein Vermögen 1733 eingezogen wurde.
Geschichte der Orgel nach ihrem Einbau in die neue Kirche
1933 restaurierte Firma Eule, Bautzen die Orgel umfassend. Von Gutachtern wurde ihr eine hervorragende Arbeit bescheinigt. Im Frühjahr 1978 überholte Kantor Christoph Schwarzenberg die Orgel gründlich (u.a. Wiederherstellung des ursprünglichen Bildes des Spielschrankes). Im gleichen Jahr beschloß der Kirchenvorstand, die Orgel ausstaffieren zu lassen. Anlaß war das 250jährige Bestehen der Orgel im Jahr 1982.
Vom November 1981 bis Mai 1982 restaurierte Malermeister Pilz aus Schirgiswalde das reich mit barockem Schnitzwerk verzierte Orgelgehäuse nach dem Vorbild der Forchheimer Orgel (Abbeizen, Auftragen von Kreidegrund, Streichen und Vergolden). Heute ist die Orgel weitestgehend in ihrem ursprünglichen Zustand und zeugt durch ihren hervorragenden Klang und durch sehr solide handwerkliche Arbeit von der Meisterschaft Silbermanns. Seit 1961 finden regelmäßig Orgelvespern im Sommerhalbjahr statt. Bei allen Gottesdiensten begleitet die Orgel die Gemeinde bei ihrem Lob Gottes.
Disposition der Crostauer Silbermann-Orgel |